Was isst man eigentlich in Lissabon so? Was ist typisch portugiesisch? Ich habe von einer früheren Reise die Sardinen in Erinnerung. Aber sonst? So richtig weiss ich es auch nicht. Höchste Zeit also, auf den Spuren des kulinarischen Lissabons zu wandeln.
Durch meine liebe Bloggerkollegin Elena, bin ich auf das Angebot von „Taste of Lisboa“ aufmerksam geworden. Elena hat in den höchsten Tönen davon geschwärmt und mir dringend angeraten, dass ich Filipa und ihre Food Tour unbedingt kennenlernen müsse, wenn ich das nächste Mal in Lissabon sei. Solche Schwärmereien vergesse ich natürlich nicht und schon ist eine Tour durch Lissabon gebucht.
Nicht nur durch die Erzählungen von Elena habe ich hohe Erwartungen. Auf der Homepage von Taste of Lisboa verspricht Filipa „Real People, Real Food“ und will ihre Touren durch Lissabon mit Geschichte, Architektur und Kultur anreichern. Das hört sich wirklich gut an…
Ich entscheide mich für die Downtown-Mouraria Food Tour und wir treffen uns alle am Largo de Sao Domingos. Mit einer Gruppe von weiteren acht Leuten ziehen wir los und unser erster Stopp ist bereits einige Meter weiter in der Manteigaria Silva.
Hier sieht es aus, wie ich mir ein richtiger portugiesischer Laden vorstelle. Es gibt eine grosse Auslage mit frischen Früchten, geräuchertes Fleisch hängt an der Decke und natürlich: ganz viel Kabeljau. Diesen Stockfisch gibt es überall in Lissabon, er wird unter dem Namen Bacalhau angepriesen und die Verzehrung des getrockneten Fisches kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die damalige Seefahrernation hätte wohl kaum so viele Überfahrten zu Ende gebracht, hätten sie den Fisch mit den wertvollen Inhaltsstoffen nicht konserviert auf Schiff gehabt. Und noch heute gilt der Bacalhau als Nationalfisch und wird mit Kartoffeln sogar zu Weihnachten gegessen oder auch in einer Art Küchlein verpackt.
In dieser Manteigaria gibt es auch schon die erste Verköstigung. Olivenöl und Brot mit Pata Negra Schinken, der vom iberischen Schwein stammt, dazu portugiesischer Rotwein. Ein perfekter Einstieg in die hiesige Küche, oder?
Als wir das Zé Dos Cornos betreten weiss ich, wieso diese Tour wirklich gut ist. Wir stehen nämlich in einer Kneipe, in die sich sonst wohl kaum ein Tourist verirren würde. Es sind alles nur Einheimische da, die gerade das Mittagessen verzehren und sich lautstark unterhalten. Sie wiederum sind sich die Gruppen von Filipa gewöhnt, kümmern sich aber nicht darum. Einfach perfekt.
Hier essen wir das bekannte Bifana Sandwich, was fast als des Lissaboners Leibspeise gilt. Das Sandwich ist eigentlich ein ganz einfaches mit Schweinefleisch, wo aber jede Kneipe ihr eigens Rezept oder ihre eigene Sauce dazu hat. Hier ist es eine Quitten Paste, die dazu serviert wird. Es gibt auch drei verschiedene Arten von Käse, wobei einer davon wie alte, stickende Socken riecht. Einige mögen ihn sogar, mein Geschmack trifft er aber nicht.
So schlimm ist das aber nicht, denn unser Rundgang führt uns weiter in die Moureria. Über dieses Viertel habe ich auch schon geschrieben und zur Zeit ist es mein Lieblingsviertel in Lissabon. Filipa und Miguel erzählen uns Geschichten zu den bekannten Fado Sängern, die im ganzen Viertel verstreut zu finden sind und lassen uns so an einem wichtigen Teil der portugiesischen Kultur teilhaben.
Und als Filipa plötzlich vor einer verschlossenen Tür stehen bleibt und anklopft, kommen wir auch schon zu meinem Lieblingsstopp dieser Tour: Dem Tasca Os Amigos Da Severa, einer kleinen Fado Kneipe. Diese ist so klein, dass wir kaum alle darin Platz haben. Aber Señor Antonio heisst uns alle Willkommen und offeriert uns gleich mal ein Ginjinha, den er selbst gebraut hat. Die Herstellung des portugiesischen Likörs beherrscht er in Perfektion und ja, er ist wirklich total lecker! Ich möchte noch viel länger hierbleiben und den Geschichten von Señor Antonio lauschen. Denn wenn ich die mit Schallplatten und Fotos tapezierten Wände anschauen, hat er davon eine ganze Menge auf Lager.
Übrigens: Der Name „Tasca Os Amigos Da Severa“ heisst übersetzt soviel wie “ Die Freunde Severas“. Und Severa ist bekannt als der erste Fado Sänger, welcher 1820 in eben dieser Strasse geboren worden ist.
Dadurch, dass Portugal eine Seefahrernation war, ist die Kulinarik heute ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Nationen. Als wir schlussendlich in der Cantinho Do Aziz Platz nehmen, werden uns in diesem mozambiquanischen Restaurant indische Samosas mit portugiesischem Bier serviert, dazu eine sehr scharfe Sauce, die ich kaum essen kann, so scharf ist sie. Hier ist das Erbe Portugals gut zu spüren.
Als letzten Stopp der Tour kommen wir zu einem süssen Abschluss und den holen wir uns in der Confeitaria Nacional. Hier gibt es die bekannten Pastel de Nata und einen verdienten Kaffee. Die Blätterteigtörtchen mit Pudding wurden ursprünglich von portugiesischen Mönchen gemacht und sind heute immer noch so gut wie damals. Und für unsere Food Tour durch Lissabon ein perfekter Abschluss.
Mit Filipa unterwegs, habe ich noch ganz viele spannende Infos zum Essen und zur Kultur in Lissabon erhalten. Wir haben auch noch einige weitere Kneipen, Restaurants und auch einen Überraschungsbesuch gemacht, was uns eine ganz spezielle Seite der Stadt gezeigt hat. Alles will ich hier jetzt aber nicht verraten.
Mein Fazit
Lissabons Küche ist vielseitiger, als sie auf den ersten Blick erahnen lässt. Wer sich auf die Küche einlässt und auch bereit ist, sich auf die weniger ausgetretenen Pfaden zu begeben und kleine, versteckte Kneipen aufzusuchen, der findet echte Köstlichkeiten. Um diesen Weg aufzuzeigen und einen Einblick zu erhalten, ist die authentischen Food Tour mit Filipa durch die Mouraria in Lissabon einfach perfekt. Und ja, auch für Leute wie mich, die Gruppentouren ansonsten umgehen.
Hast du auch schon einmal an einer Food Tour teilgenommen? Wie sind deine Erfahrungen damit?
**Ich wurde auf die Tour Taste of Lisboa eingeladen. Meine Meinung wird davon aber nicht beeinflusst, Essen ist so oder so was vom Besten.**