Serbien überrascht mit wahnsinnig vielfältiger und schöner Natur. Es lassen sind viele Nationalparks und Schutzgebiete finden und bei der ersten Recherche meinerseits, weiss ich fast nicht wo ich anfangen soll.
Gleichzeitig sind Infos aber schwierig zu beschaffen. Das Land ist wenig bereist und es lassen sich im Internet keine schlauen Berichte finden. Vielleicht zu Belgrad, aber alles was ausserhalb liegt, scheint wie nicht zu existieren.
Nur wenige Leute bereisen Serbien und genau das wird wahrscheinlich auch der Grund sein, warum sich so wenige Informationen finden lassen und es auch keinen nützlichen Reiseführer gibt. (Btw, ich habe hier die wichtigsten Reiseinformationen zusammengetragen…)
Irgendwann bin ich dann aber über den Fluss Uvac gestolpert und da hat ein Bild gereicht um zu wissen, dass ich da hin will. Mir gefallen ausserordentliche Landschaften. Seien das jetzt das Meer, Dünen, Berge, das Watt oder wie in Serbien, ein Canyon.
Angekommen in der Kleinstadt Nova Varos wollen wir uns also über die Möglichkeiten informieren, zum Fluss Uvac zu kommen und dort eine Tour zu einem Aussichtspunkt zu unternehmen. Schon das gestaltet sich als kleine Herausforderung. Irgendwo habe ich nämlich mal gelesen, dass es in Nova Varos ein Büro des Naturschutzgebietes Uvac gibt und dieses Touren organisiert. Ich weiss ansonsten nur von Bildern im Internet, dass es eine schöne Stelle im Fluss gibt, die ich unbedingt sehen will und wo es einen Aussichtspunkt gibt. Aber wo die ist und wie wir dahin kommen sollen, dass weiss ich nicht.
Also suchen wir das Büro, fragen Leute und sind schon fast verzweifelt, weil wir es nicht finden können. Aber schlussendlich weisen uns zwei Damen doch noch den Weg und unvermittelt landen wir im Büro des Naturschutzgebietes. Dort erklären wir mit Händen und Füssen, was wir eigentlich wollen. Ebenso kompliziert wird uns der Weg erklärt und ungefähr 20 Minuten später sind wir mit der Gewissheit raus, dass wir um 14 Uhr in Rastoke sein sollen.
Na gut, also ab ins Auto und los nach Rastoke. In Rastoke befindet sich ein Damm und ein kleines Häuschen, dass als Bootsanleger, Restaurant und Wartebereich dient. Dort fragen wir an und finden gleich einen Guide der Spanisch spricht und mit dem wir uns verständigen können. Wir buchen bei ihm gleich eine Tour über den Uvac und so läuft alles wieder einmal problemlos.
Um die 10 Personen befinden sich schlussendlich in dem kleinen Boot und wir sind wieder einmal die einzigen Ausländer. Alle anderen sind serbische Touristen. Dementsprechend wird auf dem Boot nur Serbisch gesprochen und wenn Spanisch, dann für kurze Erklärungen an uns. Diese beschränken sich jedoch auf einem Minimum, so bleibt aber mehr Zeit die Umgebung, welche wir voll und ganz geniessen.
Der Fluss Uvac entspringt auf der Sjenica-Ebene in der südwestserbischen Gebirgsregion Pešter und mündet nach 119 Km in Bosnien-Herzegowina in die Lim. In der Gegend um Rastoke gleicht der Fluss einem Irrgarten mit Hunderten von Abzweigungen, kleinen und grösseren Seen und Nebenflüssen.
Unser Guide navigiert natürlich gekonnt über den Fluss und schon bald sind wir von Ruhe umgeben. Die Gegend um den Fluss sieht menschenleer aus, Natur pur. Dennoch lassen sich ab und zu Spuren von Besiedlung entdecken. Mal sind es kleine Ställe für Tiere, ein einzelnes, verlassenes Haus oder auch mal Menschen, die ihr Zelt am Ufer aufgeschlagen haben. Doch je weiter wir uns auf dem Fluss vorwärts bewegen, desto verlassener wird die Gegend.
Diese ist wunderschön und sehr ursprünglich. Um uns herum befindet sich das Naturschutzgebiet Uvac, welches rund 7543 Hektaren einnimmt und ein grosses Vogelschutzgebiet ist. Hauptattraktion hier sind die Gänsegeier, die eine Flügelspannweite bis zu 3 Metern aufweisen und die man im Canyon an den hohen Kalksteinfelsen sehen kann. Ab und zu kommt auch einer angeflogen und wir können sie über den Felsen kreisen sehen.
Weswegen wir aber eigentlich hier her gefunden haben, ist nichts anderes als der Verlauf des Flusses. Dieser schlängelt sich nämlich an bestimmten Stellen kurvenreich durch die Kalksteinfelsen und nimmt canyonähnliche Formen an. Durchschnittlich sind die Felsen 200-300 Meter hoch, an den höchsten Stellen 350 Meter. Bereits als wir uns auf dem Wasser entlangschlängeln, fühlt es sich sehr speziell an und ich weiss, dass ich hier einen ganz wunderbaren Ort entdeckt habe. Eigentliches Ziel ist aber der Aussichtspunkt hoch über dem Fluss, oben auf den Kalksteinfelsen.
Dafür laufen wir den Felsen hoch. Ein schmaler, aber ausgetretener Pfad zeigt, dass es hier doch einige Ausflügler hinzieht. Schon unterwegs werden wir immer wieder mit tollen Aussichten belohnt, aber oben angekommen, kann ich mich wieder einmal kaum sattsehen. So schön! Wir haben eine unglaublich tolle Sicht über den Canyon und den Fluss Uvac. Dieser schlängelt sich majestätisch durch die Felsen und lässt mich einfach glücklich zurück.
Unsere serbischen Mitreisenden packen ein grosses Picknick aus und als wir gebeten werden uns dazuzusetzen und mitzuessen, erfahren wir einmal mehr die serbische Gastfreundschaft. Alle zusammen geniessen wir den Ausblick und die Zwischenmahlzeit und freuen uns einfach, dass wir hier sein dürfen. Ich wünschte mir, ich hätte ein Zelt und könnte die Nacht hier verbringen. Es muss wunderschön sein, den Sternenhimmel zu betrachten, die Ruhe zu geniessen und hoch oben auf den Felsen den Sonnenuntergang zu beobachten.
Das ist aber leider nur Wunschdenken und schon bald geht es zurück. Es gibt nämlich noch einen weiteren Punkt auf dem Programm: Die Ledena Höhle. Die Gegend um den Fluss ist mit einem grossen Höhlensystem durchzogen, welches auch besucht werden kann.
Als wir vorne dran stehen, kommt uns die Kälte der Höhle entgegen, welche sich durch die Aussentemperatur von 35 Grad noch einmal viel extremer anfühlt. Es ist nämlich nur ein paar Grad in den Höhlen. Aber um die paar Hundert Meter durch die Ledena Höhle zu laufen, macht das gar nichts. Unser Guide verteilt einige Taschenlampen, damit wir etwas Licht in der Dunkelheit haben. Die Höhle ist sehr gross und es gibt unzählige Stalaktiten und verschiedenste Gesteinsformationen zu bewundern, was insgesamt als gelungener Abschluss der Tour bezeichnet werden kann.
Schlussendlich bleibt uns noch die Rückfahrt nach Rastoke. Unterwegs treffen wir zwei Fischer, die uns stolz ihren Fang präsentieren. Eine der wenigen Begegnungen auf diesem Fluss, der irgendwie etwas ganz spezielles ist.
Reiseinformationen
Bester Ausgangspunkt für die Erkundung des Uvac ist die Kleinstadt Nova Varos. Hier gibt es genügend Unterkünfte und alles, was du sonst noch brauchen könntest. Wir haben nichts reserviert, sondern sind hingefahren und haben spontan gefragt. Die Unterkünfte sind in der Regel mit „Sobe“ angeschrieben. Wir haben zwei Nächte in der „Vila Tourista“ geschlafen, welches von einer Dame geführt wird, die kein Englisch kann. Die Verständigung ist daher auch ganz lustig. Die Übernachtung kostet 10 Euro, das Zimmer ist einfach, aber sauber und vom Balkon kann man das Leben auf der Strasse beobachten.
Informationen über den Fluss Uvac gibts im Büro des Naturschutzgebietes. Adresse: Trg Vojvode Petra Bojovića 3, Nova Varos. Die Touren starten um 9 Uhr morgens oder um 14 Uhr nachmittags in Rastoke. Dort kommst am bequemsten mit dem eigenen Auto hin, ansonsten bleibt das Taxi übrig, dass du dir selber organisieren musst. Die Fahrt dauert ca. 30-40 Minuten.
Die Tour selber wird dann in 4-5 Stunden gemacht und kostet 12 Euro pro Person. Nach meiner Erfahrung ist es nicht nötig eine Tour im Voraus zu buchen, es reicht, 1/2-1 Stunde vorher beim Damm in Rastoke zu sein und dort nachzufragen.
Schlussendlich lohnt sich die Anreise zum Fluss Uvac sehr. Hier findet sich ein noch fast unberührter Flecken Erde, ein imposanter Fluss und eine vielseitige Tierwelt. Der Uvac ist definitiv eines der Highlights meiner Serbien Reise.