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Belgrad und die Kunst des Entdeckens

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Nicht einmal zwei Stunden Flugzeit und wir tauchen in eine andere Welt ein. Weit weg scheint das aufgeräumte Westeuropa mit seinen Regeln. Hier weht tatsächlich ein anderer Wind! Willkommen in Belgrad!

Willkommen in Belgrad!

Willkommen in Belgrad!

Lustigerweise kann ich das Gefühl, dass sich bei mir breit macht, nicht so wirklich einordnen. Ich könnte keinen Vergleich nennen, an welche andere Stadt mich Belgrad erinnert. Die Strassen sind unübersichtlich und wenn ich aus unserem Hostelfenster schaue, bietet sich mir ein Verkehrschaos sondergleichen, Menschen die kreuz und quer über die Strasse laufen und Verkäufer, die ihre Waren an den Mann bringen wollen. So chaotisch habe ich mir Belgrad eigentlich gar nicht vorgestellt. Wir sind aber auch ganz in der Nähe einer grossen Bushaltestelle und eines Marktes, da fällt das Bild natürlich auch etwas anders aus.

Ich mag wuselige Städte, das Aufgeräumte suche ich weniger. Schliesslich wohne ich im wohl saubersten Land der Welt, da bin ich dann auf Reisen eher auf der Suche nach etwas Chaos. In Belgrad ist dieser Grad an Chaos eigentlich ganz angenehm. So ein bisschen halt, aber auch nicht so, dass es einem gleich erschlägt.

Streetart in Belgrad.

Streetart in Belgrad.

Trendy Quartier in serbiens Hauptstadt.

Trendy Quartier in serbiens Hauptstadt.

Belgrad überrascht!

Belgrad überrascht!

Junges, hippes Belgrad

Belgrad hat einen coolen Groove. An der einen Ecke tratschen zwei alte Frauen mit Rock und Schürze, während das trendy Hipster Pärchen an ihnen vorbei spaziert. Cafés sind an jeder Ecke zu finden und etwas versteckter, oft in Hinterhöfen, finden sich stylische Boutiquen und interessante Designer, die ihre Stücke ausstellen. Die Stadt fühlt sich jung an in diesem Sommer. Sie sprudelt vor Leben, an allen Ecken turteln Teenies. Die Mädels zeigen sich gerne in der Gruppe, die Jungs stolzieren wie Gockel vor ihnen her. Sehen und gesehen werden ist wichtig, die Outfits auch.

Besonders toll lässt sich dieses Treiben jeweils abends beobachten. Dazu gibt es unzählige Orte, die Stadt bietet viel Möglichkeiten. Proppenvoll ist natürlich die Fussgängerzone in der Innenstadt. Diese sieht aus wie jede Beliebige, sie könnte auch in einer andern Stadt sein. Die üblichen Geschäfte sind vorhanden, nicht viel Neues zu entdecken. Dennoch, neben bekannten Marken sind immer wieder leerstehende Gebäude zu sehen. Aber die Serben lassen diese nicht einfach so stehen, sondern verkaufen ihre Erdnüsse, Stickereien, Bierdosen oder CDs dort. Eine ganz normaler Fussgängerstrasse, nur eben auf serbisch.

Sicht über Belgrad.

Sicht über Belgrad.

Rapunzel in der serbischen Hauptstadt.

Rapunzel in der serbischen Hauptstadt.

Die Hauptstrasse führt schnurgerade zur Festung Kalemegdan, eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Festungsmauern sind ein beliebter Treffpunkt, um das Spektakel des Sonnenuntergangs zu bestaunen. Dosenbier am kleinen Kiosk am Eingang kaufen, einen Platz auf der Mauer ergattern, zum Sonnenuntergang knutschen. So ungefähr gestaltet sich das Spektakel, wenn die Sonne in der Save glitzert. In einer der unzähligen Bars und Discos, auch gerne mal auf einem Boot auf dem Fluss, lässt es sich dann so richtig in die Nacht rein feiern.

Warten auf den Sonnenuntergang.

Warten auf den Sonnenuntergang.

Abendliche Idylle in Belgrad.

Abendliche Idylle in Belgrad.

Die Sonne verschwindet hinter Belgrad.

Die Sonne verschwindet hinter Belgrad.

Donau und Save in Belgrad.

Donau und Save in Belgrad.

Von quirligen Märkten und alten Kriegsspuren

Der Platz der Republik gilt als das Zentrum der Stadt. Nebst der Reiterstatue sind hier auch Nationalmuseum und -theater zu finden. Beeindruckende Gebäude, die im Kontrast zu alten, sozialistischen Bauten stehen, die immer noch an allen Ecken zu finden sind. Vom Platz der Republik ist es nur eine kurze Strecke zu Fuss, bis man im wohl touristischsten Viertel der Stadt steht. Skadarlija, welches gerne als Montmartre von Belgrad betitelt wird, ist eine Fussgängerzone mit Kopfsteinpflaster, welche von Restaurants und Bars gesäumt wird. Ein Bummel lohnt sich und ist ganz schön, aber Belgrad hat bestimmt spannendere Ecken zu bieten.

Am Platz der Republik in Belgrad.

Am Platz der Republik in Belgrad.

Die Innenstadt Belgrads.

Die Innenstadt Belgrads.

Skadarlija, das Montmartre Belgrads.

Skadarlija, das Montmartre Belgrads.

Gasse in Skadarlija.

Gasse in Skadarlija.

Diese finden sich beispielsweise auf einem der vielen Märkte Belgrads. Ganz untouristisch und unaufgeregt lassen sich hier spannende Szenen beobachten. Ich liebe Märkte, ganz egal in welchem Land. Sie bieten immer einen tollen Einblick in Kultur und Kulinarik und für mich ist es ein Muss in jedem Land einen Markt zu besuchen. In Belgrad ist das ganz einfach, denn es gibt viele davon. Einer davon ist der Zeleni Venach Markt oder der Kalenic Markt. Einfach hingehen, stöbern und die Atmosphäre geniessen. Und natürlich von den lokalen Köstlichkeiten probieren.

Markt in Belgrad.

Markt in Belgrad.

Köstlichkeiten auf Belgrads Wochenmärkten.

Köstlichkeiten auf Belgrads Wochenmärkten.

Märkte: Es gibt immer etwas zu entdecken!

Märkte: Es gibt immer etwas zu entdecken!

Nebst dem vielen Rumschlendern und Kaffeetrinken in Belgrad, müssen natürlich auch ein paar der wenigen touristischen Highlights mit auf den Plan. Eigenartigerweise gehören dazu zerbomte Häuser aus dem Krieg. Diese sind im Stadtplan verzeichnet, welchen wir von unserem Hostel erhalten haben. Da wir sowieso in der Gegend rumlaufen, schauen wir uns diese im Vorbeigehen an. Aber ganz ehrlich? Es ist schon etwas eigenartig, von Bomben zerfallene Häuser als Sehenswürdigkeit anzuschauen. Klar, sie gehören zur Geschichte des Landes wie alles andere auch. Dennoch fühlt es sich für mich irgendwie merkwürdig an.

Zerbomte Häuser als Sehenswürdigkeit? Gewöhnungsbedürftig.

Zerbomte Häuser als Sehenswürdigkeit? Gewöhnungsbedürftig.

Eigentlich sind wir aber auf dem Weg zum Dom des Heiligen Sava. Das serbisch-orthodoxe Gotteshaus ist eines der grössten seiner Art weltweit und im Stil der Haga Sophia in Istanbul angelehnt. Noch heute wird an der Kirche gebaut und tatsächlich, sie hinterlässt Eindruck.

Der Dom des Heiligen Sava.

Der Dom des Heiligen Sava.

Beeindruckende Architektur.

Beeindruckende Architektur.

Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne kann Belgrad aber nicht bieten. Es gibt keine weltweit bekannten Bauwerke, keine „Must-Sees“, nichts, womit man zuhause angeben kann. Aber irgendwie ist das auch gut so. Man hat die Stadt quasi für sich alleine. Es gibt kaum mit Kameras behängte Touristen und Reiseführer, die mit dem Schirmchen vorab laufen, sind nicht zu sehen. Zum Glück.

Die Stadt gilt es erst zu entdecken. Es kämpfen sozialistische Plattenbauten mit alten Burgen um die Wahrnehmung, Streetart konkurriert mit zerfallenen Fassaden um Blicke und romantische Aussichten wollen gegen trostlose Stadtviertel gewinnen. Belgrad ist ein dafür und dawider, ein schön und hässlich. Oder wie Le Corbusier gesagt haben soll: „Belgrad ist die hässlichste Stadt der Welt am schönsten Ort der Welt.“

Und hier noch ein paar weitere Impressionen aus Belgrad:

Meine Tipps für Belgrad

Anreise

Direktflüge von allen grösseren Flughäfen. Ab Schweiz/Deutschland/Österreich je nach Abflugsort 1.5-2 Stunden Flugzeit.

Es gibt die Möglichkeit per Stadtbus oder Minibus ins Zentrum Belgrads zu gelangen, die Fahrt dauert ca. 30-45 Minuten und ist spottbillig. Taxi ab Flughafen nur mit Lizenz nehmen, 1800 Dinar.

Unterkunft

  • Hostel Hedonist II, sauberes und gutes Hostel mit toller Lage. Eigenes Zimmer mit Doppelbett um die 38 Euro, Dorm zwischen 10 und 14 Euro.
  • Hostel Bongo, stylishes und neues Hostel an zentraler Lage, alles super zu Fuss erreichbar und nahe Einkaufspassage, eigenes Zimmer mit Doppelbett 39 Euro, Dorm 15-17 Euro.
  • Alternativ finden sich auf Airbnb* viele tolle Angebote für eine Unterkunft in Belgrad. *Wenn du dich über diesen Link anmeldest, erhälst du ein Guthaben für dein erste Reise und ich eine kleine Provision. Das ist ein Affiliate Link.*

Weiterreise

Belgrad eignet sich gut für die Weiterreise im weiteren Balkan. Zu allen grösseren Städten in der Gegend fahren Busse. Bei Balkan Viator lassen sich die Verbindungen ausfindig machen.

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