Zurück im Flachland, jetzt ganz ohne Schnee, träume ich immer noch von meinem wunderschönen Winterwochende im Oberengadin. Genauer gesagt, habe ich Pontresina besucht und mir damit einen Traum erfüllt. Ich wusste: Diesen Winter will ich unbedingt die Bergwelt des Engadins im Kanton Graubünden besuchen.
Ins Engadin zu reisen dauert seine Zeit. Von Zürich sind es um die drei Stunden Fahrt und somit ist es für Schweizer Verhältnisse kein Katzensprung. Aber die Anreise lohnt sich allemal, denn Pontresina und Umgebung sind ein ganz besonderer Flecken Erde. Das Engadin ist ein Hochtal im Graubünden und mit 1600 bis 1800 Meter hochgelegenen Talboden eines der am höchstgelegenen bewohnten Täler Europas. Hier ist alles noch ein bisschen weiter, wilder und ursprünglicher. Ein richtig romantischer Flecken Erde einfach.
Keine grosse Überraschung also, dass auch einer der Heidi Filme hier gedreht worden ist. An Schönheit und Idylle fehlt es nicht und bietet somit eine ideale Location. Während im Flachland bereits der Frühling einzieht, ist in Pontresina noch tiefer Winter. Über Nacht sind 40 cm Neuschnee gefallen und wir machen uns bereit für unsere erste Schneeschuh Tour.
Dazu treffen wir in der Bergsteigerschule Pontresina unsere Wanderleiterin Christine, welche uns mit Schneeschuhen, Gamaschen und Stöcken ausrüstet. Das Wetter ist unbeständig, aber für den Vormittag sollte es reichen. Wir fahren aus Pontresina raus, durch das noble St. Moritz, dem berühmten Silvaplanersee entlang, bis wir schlussendlich am Silsersee halten. Von hier können wir bereits den Piz Grivasalvas über uns trohnen sehen. Es geht für uns zwar nicht zuoberst auf den Berg hinauf, aber mit den Schneeschuhe durch den frisch verwehten Schnee auf die Alp Grivasalvas.
Während wir die Schuhe anschnallen und loslaufen merken wir: Mit unserer Wanderleiterin trifft eine geballte Ladung Wissen auf uns. Christine hat uns vieles zu erzählen. Sie weiss allerhand über die Flora und Fauna – Wusstest du etwa, dass Schneehasen bereits wieder Junge tragen, wenn sie gebären oder das unsere Eichhörnchen vom nordamerikanischen Grauhörnchen bedroht werden? Sie erklärt uns auch wie ein LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät) funktioniert, wie sich ein Schneebrett anfühlt und welches die vernünftigsten Reaktionen bei einer Lawine sind.
Wir wandern währenddessen immer weiter und geniessen die Ruhe beim Schneeschuhwandern. Das Schöne daran ist, dass wir durch Gelände kommen, wo es sonst keinen Rummel gibt. Keine Skipisten, keine Schneepflüge, nur verschneites Winterwunderland. Wir passieren zudem jetzt einsame Berghütten, welche super tolle Fotomotive abgeben.
Bald einmal sind wir auch schon auf der Alp Grivasalvas. Hier befindet sich das Heididorf. Dieses ist während dem Sommer bewohnt, jetzt aber hält sich niemand hier auf. Durch die kleinen Gässchen des Dorfes zu stampfen ist herrlich. Es ist wie verzaubert, ruhig und idyllisch. Hier machen wir eine kleine Rast, trinken warmen Tee und essen Christines selbstgemachte Balistos. Als wir zurückwandern geniessen wir die Aussicht über den Silsersee und auch die paar Sonnenstrahlen, mit welchen wir doch noch belohnt werden.
Am Nachmittag stobt ein regelrechter Sturm über das Engadin und wir sind zum reingehen verdammt. Draussen ist es grau, es schneit und windet wie verrückt. Perfekt, um ein paar Stunden Wellness zu geniessen, die Seele baumeln zu lassen und es nach der Schneeschuhtour ruhig angehen zu lassen. Wir können uns kaum entscheiden, was wir ausprobieren wollen: In unserem Sporthotel die Aussicht über das ganze Tal zu geniessen, während wir im Whirlpool sitzen oder quasi gegenüber das Bellavita Spa und Erlebnisbad besuchen? Egal, wir machen einfach beides! Und so geniessen wir eine herrlich entspannte Zeit mit Baden und Saunagängen. Perfekt zum abschalten und geniessen!
Wir sind aber eigentlich zum Wandern und Schneeschuhlaufen nach Pontresina gereist und so geht es am nächsten Tag auch weiter. Diesmal wollen wir einen Gletscher sehen und so bietet sich die Wanderung zum Morteratschgletscher geradezu an.
Mit der Rhätischen Bahn geht es von Pontresina zwei Stationen nach Morteratsch. Das erste Mal fahre ich mit einem Zug, welcher einen Schneepflug vor sich hinschiebt! Bereits die Bahnfahrt mit dem Panoramawagen ist ein Erlebnis für sich. Die Strecke führt immer tiefer ins Winterwunderland. An diesem Tag ist und auch der Wettergott gut gesinnt und wir werden mit strahlend blauem Himmel belohnt. So gestaltet sich der stündige Weg von der Bahnstation zum Gletscher wunderbar, mit viel Sonne und einmal mehr wie in einem Wintermärchen.
Die Bergwelt im Graubünden ist weit und einzigartig. Oftmals können Berge etwas einengen, wenn die steilen Riesen von allen Seiten vor einem aufragen. Im Graubünden sind die Berge grösser, weiter und freier. Irgendwie fühlt es sich hier etwas wie am Ende der Welt an.
Obwohl wir an diesem Sonntag bei weitem nicht die einzigen sind die zum Morteratschgletscher unterwegs sind, fühlt es sich abseits an. Der wunderschöne Weg endet direkt vor dem Gletscher. Unterwegs gibt es Lehrschilder mit einem Haufen Beschreibungen und interessanten Informationen zur Gletscherwelt und auch zu dessen Rückgang.
Der Morteratschgletscher gehört jedoch immer noch zu den drei volumenstärksten Gletscher der Ostalpen und ist beeindruckend anzusehen. Mit der Hand über das (leider nicht) ewige Eis zu fahren ist ein eigenartiges Gefühl, vor allem auch, da sich das Eis weich anfühlt und nicht wie erwartet ganz kalt und hart.
Das Graubünden gehört zu den schönsten Teilen der Schweiz und schlichtweg beeindruckend. Die vielen klaren Bergseen, verschneite Alpengipfel und die immer noch urtümlichen Häuser und Brauchtüme muss man einfach gesehen haben. Für mich ist klar, dass ich im nächsten Sommer hier her zurückkehren will und die Berglandschaft in der warmen Jahreszeit erleben und ein Bad in einem erfrischenden Bergsee nehmen will.
Reiseinformationen
- Anfahrt nach Pontresina: Von Zürich knapp 3 Stunden und von Bern knapp 4 Stunden Zeit einberechnen.
- Unterkunft: Das Sporthotel in Pontresina bietet eine Unterkunft mit gutem Standard, einem Wellessbereich mit Aussicht auf das Tal und einem reichhaltigen Frühstück. Übernachtung ab 177 CHF/165 Euro.
- Schneeschuhwandern: Entsprechende Touren können bei der Bergsteigerschule Pontresina gebucht werden. Hier gibt es auch alles weitere an Ausrüstung, Touren und guter Beratung zu haben.
- Nebst der Wanderung zum Morteratschgletscher gibt es noch eine ganze Menge weiterer Wanderungen unter die Füsse zu nehmen. Die Wanderwege und -routen sind schier unerschöpflich und einer ist schöner wie der nächste.
**Ich wurde vom Sporthotel Pontresina eingeladen und von Pontresina Tourismus unterstützt. Vielen Dank. Wie immer wird meine Meinung davon natürlich nicht beeinflusst.**