Seit ich klein war, wollte ich nach Neapel. Seit Jahren ist die Stadt ein Traumziel von mir. Wieso? So genau weiss ich es selber nicht. Schliesslich verspricht Neapel nichts Gutes, nur Müll, stickige Abgase und die Mafia. Also was zieht mich dahin? Nur die Pizza kann es nicht sein.
Ich führe meine Lust nach Neapel zu reisen auf einen ganz bestimmten Film zurück. Sophia Loren und Clark Gable vergnügten sich in den 60er Jahren im Film „Es begann in Neapel“ in der Stadt und dem nahen Capri. Noch über 20 Jahre später sollte der Film über unsere Fernsehkiste flimmern und mich faszinieren. Von da an wusste ich, Neapel sollte es sein und die italienische Stadt wurde eines dieser Ziele, wo ich einfach hin musste.
Genau so wie es Orte oder Länder gibt, welche mich einfach irgendwie nicht so wirklich hinziehen, gibt es auch das Gegenteil. Plätze wo ich einfach weiss, dass ich dahin muss. Und dazu gehört Neapel.
Wieso es so lange gedauert hat, weiss ich auch nicht. Ein paar Mal war ich „schon fast“ in Neapel, aber habs nie wirklich geschafft. So nahe von Zürich, nur anderthalb Stunden fliegen und schon bin ich da. Im Flugzeug versuche ich mir meine Erwartungen klarzumachen. Was will ich eigentlich von der Stadt? So wie ich gelesen habe, gibts dort wirklich nicht vieles, was für mich interessant sein könnte.
Ich stellte mir schon zum vornherein vor, dass Neapel nicht so eine Stadt wie zum Beispiel Rom sein kann. In Rom ist einfach alles Wow, ein einziges riesiges Freilichtmuseum und kaum zu übertreffen. Was ich von Neapel wollte, wusste ich auch nicht so recht. Aber vielleicht war es auch ganz gut so.
Im Vorfeld meiner Reise habe ich viel Skepsis gehört. Neapel sei zu gefährlich, nach 9 Uhr gehe niemand mehr raus, alles voller Müll und die Mafia wartet an jeder Ecke. Mittlerweile kann ich zum Glück mit solchen pauschalen Urteilen gut umgehen und differenzieren. Das die Mafia kein Interesse an mir hat und Neapel kaum gefährlicher als Berlin oder Paris ist, ist mir schon vorher klar. Trotzdem sind die Vorurteile in diesem Fall wieder einmal immens.
Aber um hier mal auf den Punkt zu kommen. Was habe ich den eigentlich in Neapel gemacht?
Pizza und Pasta essen
Ja, ich gebs zu: Essen gehört natürlich ganz oben auf meine To-Do Liste. Schliesslich ist es Italien und bietet eine der weltbesten Küchen, jedenfalls nach meinem Geschmack. Als Pastaliebhaberin ist Italien ein wahres Paradies für mich. Dementsprechend habe ich die Tage in Neapel natürlich auch genossen. Gelati gabs natürlich auch jeden Tag!
Worauf ich sehr gespannt war, ist die Pizza. Die Pizza Napoli, na, von wo kommt die eigentlich? Aus Neapel natürlich. Leider wurde ich davon aber wirklich enttäuscht. Zwei Mal habe ich es probiert, einmal in einem Restaurant und einmal auf der Gasse in einem kleinen Laden. Sie waren beide Male nicht gut. Ich bin sicher, in Neapel gibt es hervorragende Pizza. Aber einfach nicht dort, wo ich sie gegessen habe.
Die Stadt von oben bestaunen
Neapel ist teils recht hügelig und daher immer gut für tolle Aussichten. Ganz besonders empfehlen kann ich die Zahnradbahn auf den Hügel Vomero. Die Fahrt kostet nur ein Euro. Oben angekommen läuft man eine kurze Strecke zur Festung Sant’Elmo, von wo aus die Aussicht die Ausmasse der Stadt erst erkennen lassen.
Gleich neben der Aussichtsplattform führt die Treppe einen schönen Weg runter in die Altstadt. Unbedingt diesen Weg nehmen, welcher sehr idyllisch ist und einige schöne Fotomotive bietet.
Das Quartieri Spagnioli
Das wohl bekannteste Viertel Napolis ist das Quartieri Spagnioli. Ein Wirrwarr aus Häusern, kleinen Geschäften, Restaurants und Wäscheleinen empfängt einem hier. Das Quartieri Spagnioli ist eingequetscht zwischen der Haupteinkaufsstrasse Via Toledo und dem Hügel Vomero. Ich empfehle: Einfach rumlaufen und ohne Plan mal schauen, was man alles so entdeckt.
Chiaia zu Fuss erlaufen
Genau das Gegenteil ist das Viertel Chiaia, welches bekannt für Sicherheit, Sauberkeit und gehobene Geschäfte ist. Sozusagen das Bonzenviertel Neapel. Die Napolitaner sagen, dass es auch hier Mafiosi gibt. Aber als Kunden, welche das Geld ausgeben, anstatt wie sonst üblich einkassieren.
Die Via S. Pasquale verläuft sich bis zum Ufer, wo Abends die halbe Stadt spielt, spaziert und tratscht. Ein schöner Kontrast und spanender Vergleich zum übrigen Neapel.
Die Galleria Umberto I bestaunen
Ganz ähnlich wie in Mailand ist auch hier eine wunderschöne Galleria zu bestaunen. Die Einkaufspassage liegt direkt gegenüber des Opernhauses in der Altstadt und wurde zwischen 1887 und 1890 erbaut. Das Glasdach der Galleria Umberto I ist irgendwie wirklich himmlisch und ein wunderbarer Bau, welcher es sich lohnt anzuschauen.
Espresso trinken in der Altstadt
Die Altstadt von Neapel ist gross und weitläufig und schliesst sich nahtlos an das Quartieri Spagnioli an, welches auch ein Teil davon ist. Es gibt jede Menge kleiner Plätze zu erkunden, Cafés zu besuchen und dort italienischen Espresso zu schlürfen. Natürlich gibt es auch hier viel Kirchen zu bestaunen, hervorragende Shoppingmöglichkeiten und exquisite kleine Läden zu finden.
Ausflug nach Capri
Ich habe es ja schon mehrfach erwähnt: Wer nach Neapel reist, der muss auch einer der vorgelagerten, wunderschönen Inseln besuchen. Ich habe Capri auf dem Schirm gehabt und war restlos begeistert. Nur ein Katzensprung, ca. 50 Minuten Fährzeit, ist der Traum entfernt. Hier werden alle Sehnsüchte des Insellebens bedient. Das Wasser glitzert kristallklar und Ruhe gibt es, sobald man das Zentrum Capris hinter sich lässt und einen Spaziergang um die Insel macht.
Fazit
Neapel ist irgendwie ein bisschen anders. Wieso kann ich immer noch nicht so genau einordnen. Aber die Menschen sind freundlich desinteressiert an einem, die Stadt ist einfach zu erkunden und in der Umgebung gibt es Highlight wie die Inseln, der Vesuv oder Pompeji zu erkunden.
Und noch ein Wort zum Müll in Neapel: Die Bilder aus den Medien von vor 10 Jahren dürft ihr alle vergessen. Es ist zwar unbestreitbar, dass Neapel mit der Mafia und dem Müll ein Problem hat, aber die Innenstadt ist nicht dreckiger als jede andere europäische Grossstadt.
Wer also noch eine untouristische und ursprüngliche Stadt Italiens kennenlernen will, der sollte Rom, Venedig und Florenz erstmal aussen vor lassen und Neapel besuchen. Irgendwie ist das wohltuend erfrischend.