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Best of Switzerland: Von Interlaken über den Hardergrat zum Augstmatthorn

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Immer wenn ich Bilder von diesem einen schmalen Grat sehe, wo es links und rechts senkrecht hinunter geht, unten wahlweise ein See oder das Nebelmeer, dann weiss ich, dass ich dahin will. Es sieht richtig spektakulär aus. Ich will den Weg von Interlaken über den Hardergrat zum Augstmatthorn wandern. Obwohl, von unten sieht es unmöglich aus und sich vorzustellen, dass auf diesen spitzen Zacken ein Weg durchführen soll, ist fast nicht möglich.

Auf dem Hardergrat zum Augstmatthorn.

Auf dem Hardergrat zum Augstmatthorn.

An einem Sonntag mit strahlend blauem Himmel machen wir uns also auf ins Berner Oberland. Hier liegt, beim weltbekannten Interlaken in der Nähe, das Augstmatthorn. Was uns bevorsteht ist eine Tour der Superlative – zu dem Zeitpunkt am Bahnhof Interlaken wissen wir es nur noch nicht.

Die Gratwanderung entlang des Augstmatthorns wird immer wieder zu den „10 schönsten Wanderungen der Welt“ gekürt, taucht in sonst einer Top-Liste auf und gefühlt ist speziell in den USA dieser Trip viel bekannter als in der Schweiz. Vielen denen ich erzähle, dass ich dem Hardergrat entlang zum Augstmatthorn wandere, muss ich erklären, wo genau das ist. Gleich bei Interlaken fährt gleich neben dem Bahnhof Ost die Bahn bis zur Bergstation auf den Harder, Interlakens Hausberg.

Blick vom Harder auf Interlaken.

Blick vom Harder auf Interlaken.

Bis hierher, mit der Harderbahn rauf und die Aussicht geniessen, dass machen viele und es ist für Touristen eine beliebte Attraktion. Es gibt das Restaurant Harderkulm, wo die Angestellten in der Tracht rumlaufen, traditionelle Schweizermusik und eine Aussichtsplattform mit grandioser Sicht über Interlaken. Weiter wagen sich aber die wenigsten, den ab hier wird es anstrengend.

Als erstes folgen wir dem Pfad durch den Bergwald Richtung Wannichnubel. Im Zickzack geht es mal am Südhang des Harders entlang und mal wieder auf der Grathöhe, aber immer schön im Wald. Es ist einfach schön, draussen in der Natur und wir können durchatmen, die frische Luft und die Ruhe geniessen. Der Weg fängt bereits steil an und wir gehen langsam voran. Wie steil es noch werden würde, wissen wir da zum Glück noch nicht. Einen ersten Eindruck was uns aussichtsmässig erwarten wird, kriegen wir aber schon. Durch den Wald locken immer wieder Ausblicke zum Thunersee oder dem Habkerntal.

Durch den Wald Richtung Hardergrat.

Durch den Wald Richtung Hardergrat.

Waldliebe pur!

Waldliebe pur!

Immer wieder werden uns tolle Ausblicke auf Interlaken gewährt.

Immer wieder werden uns tolle Ausblicke auf Interlaken gewährt.

Während wir dem Grat entlang laufen, wird mir wieder einmal bewusst, in was für einem schönen Land ich eigentlich wohne. Solche Naturschönheiten direkt vor der Haustüre zu haben, muss man auch erst einmal zu schätzen lernen. Mittlerweile tue ich das, sehr sogar, aber das hat lange Zeit und viele Fernreisen gebraucht um das besser kennenzulernen, was direkt vor meiner Haustüre liegt. Die Ferne hat ihren Reiz – das ist klar und muss man mir nicht erklären. Ich bin die erste die in das nächste Flugzeug springt und an möglichst exotische Destinationen reist. Andere Leute wiederum, die reisen genau deswegen in die Schweiz – um das zu sehen, was mir zu Füssen liegt. Und die Wanderung zum Augstmatthorn ist tatsächlich kaum zu übertreffen.

Ganz plötzlich ist sie nämlich da, die Roteflue, da wollen wir hin. Auf der Alp Horet lassen wir den traumhaften Wald hinter uns und nehmen den Weg auf offenem Gelände unter die Füsse. Hier lässt es sich das erste Mal so richtig fühlen, auf einem Grat unterwegs zu sein. Auf beiden Seiten geht es bergab, tief ins Tal. Wir laufen stetig auf das Augstmatthorn zu und kurz bevor wir dieses erreichen, wird es nochmals so richtig steil. Wir kommen nur langsam vorwärts, zum einen, weil wir immer wieder anhalten, um die prächtige Aussicht zu geniessen. Zum anderen aber natürlich auch, weil wir verschnaufen müssen.

In der Ferne das Augstmatthorn, welches unser Ziel ist.

In der Ferne das Augstmatthorn, welches unser Ziel ist.

Bergwanderweg zum Augstmatthorn.

Bergwanderweg zum Augstmatthorn.

Sicht in das Tal und Richtung Habkern.

Sicht in das Tal und Richtung Habkern.

Aber es gibt noch einen dritten Grund: Das Steinwild. Auf der Gratflanke tummeln sich Steinböcke und Gämsen, welche uns beobachten. Mit sicherem Abstand zwar, aber doch so nahe, dass auch wir uns an ihnen sattsehen können. Wie auch immer diese Tiere an den Steilhängen de Berge so flink umhertrippeln können – es ist mir immer noch ein Rätsel.

Auf dem Augstmatthorn begegnet man bestimmt Steinwild.

Auf dem Augstmatthorn begegnet man bestimmt Steinwild.

Neugierig gucken die Gämsen die Wanderer an.

Neugierig gucken die Gämsen die Wanderer an.

Die Gämsen kommen erstaunlich nahe.

Die Gämsen kommen erstaunlich nahe.

Endlich auf dem Augstmatthorn angekommen, zuoberst stehend und ein kleines bisschen stolz da zu sein, breiten wir die Decke aus und geniessen unser „Zvieri“, welches wir mitgebracht haben. Dazu verwöhnen wir unsere Augen mit einem rundum Blick, den ich so schnell nicht vergessen werde. Tief unten liegt der Briezersee, dahinter sind majestätisch die Gipfel der Alpen zu sehen. Im Norden ist der Hohgant mit dem Einzugsgebiet der Emme zu erspähen und im Westen gehts in den Talkessel von Habkern herunter.

Angekommen auf dem Hardergrat!

Angekommen auf dem Hardergrat!

Oberhalb Interlaken: Kleine Menschen in grossartiger Landschaft.

Oberhalb Interlaken: Kleine Menschen in grossartiger Landschaft.

Was für eine Aussicht! Was will man mehr!

Was für eine Aussicht! Was will man mehr!

Der Ausblick ist die Belohnung für den anstrengenden Aufstieg zum Augstmatthorn.

Der Ausblick ist die Belohnung für den anstrengenden Aufstieg zum Augstmatthorn.

Der Hardergrat: Genau da wollte ich immer stehen!

Der Hardergrat: Genau da wollte ich immer stehen!

Zu letzterem Ort, nach Habkern, da wollen wir hin. Der steile Pfad führt im Zickzack den Berg herunter und wieder einmal wird mir bewusst, dass das Rauflaufen so viel angenehmer ist, als das Runtergehen. Nach einer gewissen Zeit fangen die Oberschenkel an zu schlottern und als wir den Parkplatz Lombachalp und die Alphütte erreicht haben, bin ich doch froh. Eine kurze Strecke hat man hier auf der asphaltierten Strasse zu gehen, bis es dann über Wiesenwege bis nach Habkern geht.

Ein hübscher Ausklang der Strecke, jedoch im Vergleich zu den Höhepunkten auf dem Augstmatthorn nicht mehr sehr spektakulär. Müde vom Gehen, nimmt uns eine nette Dame mit dem Auto mit bis nach Habkern. Dort bestaunen wir den idyllischen Ortskern und machen uns dann mit dem Bus auf Richtung Interlaken Ost, von wo wir erschöpft nach Hause fahren.

Idyllische Häuser in Habkern.

Idyllische Häuser in Habkern.

Habkern und seine Postautostation. Einmalig, oder?

Habkern und seine Postautostation. Einmalig, oder?

Die Wanderung auf das Augstmatthorn ist kein Sonntagsspaziergang. Etwas Kondition sollte vorhanden sein und auch der Wille, Durchzuhalten. Denn es lohnt sich! Diese Wanderung gehört zweifelsfrei in die Top 3 von mir und ich empfehle diesen Trip allen, die auch nur ein kleines etwas an Bergliebe in sich tragen. Unglaubliche Aussichten, eine abwechslungsreiche Strecke, eine Steinwildkolonie, hier schlägt jedes Wanderherz höher.

  • Anreise: mit Zug oder Auto nach Interlaken Ost, Parkplatz direkt am Bahnhof vorhanden.
  • Dauer: 5-6 Stunden mit Pausen und Fotostopps, ca. 4.5 Stunden Laufzeit
  • Strecke: 16 Km, Harder Kulm-Habkern
  • Kondition: mittelschwer bis schwer

Na, wer probiert die Wanderung auch gleich aus?


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